Weiterer Ausstieg aus der Kernenergie oder mein Geburtstag- Tag- Morgen beginnt
Ein zart klingender Ton wird zunehmend lauter und verliert mit seiner Dauer seine Jungfräulichkeit hin zu einem pfeifenden Summton. Man wird unsanft aus dem Schlaf gerissen und realisiert in Kombination aus einer Armee leerer Flaschen, Dönerfolie und Mundflora, dass man weiß Gott ein wenig mehr Schlaf hätte gebrauchen können. Acht Uhr! Aber das kann doch nicht der Wecker sein, den hatte man doch in einem letzten Anflug von Konzentration wenige Stunden vorher ausgestellt, um wenigstens am Geburtstag nicht so früh wach zu werden. Das Pochen im Schädel nimmt kontinuierlich zu und erreicht in der senkrechten Körperhaltung sein Maximum. Das Telefon, so wird mir schlagartig bewusst, ist die Wurzel allen Übels. Aber wer ruft an meinem Geburtstag schon um acht Uhr an? Meine Großeltern wohl. Aber so einfach geb ich mich nicht geschlagen. Lass es einfach klingeln, nein [! Betont !] ich geh noch nicht ran.
Die folgenden Aktivitäten meiner Großeltern sind leicht absehbar. Keine 15 Minuten später wird wieder angerufen und so wiederholt sich der Rhythmus totalitärer Kontrolle. „Wo ist er denn? Er geht nicht ran. Aber er hat doch gestern gesagt, dass er da ist“ höre ich meinen Opa sagen (Erklärung: Gestern (Mittwoch) rief mich mein Opa an und stellte mir die Frage, wo er mich denn heute früh erreichen könne.) Sein nächster Anruf gilt meiner Mutter, um sie zu fragen, wo ich denn nun bin. Gut, beim letzten Mal als mein Opa in seinen Geburtstag hineinfeierte, war ich bestimmt noch gar nicht geboren. Aber die Zeiten ändern sich, auch wenn man es nicht merkt.
„W., ruf die Polizei“ vermute ich meine Oma sagen. Meine Mutter sagt natürlich, dass sie nicht weiß wo ich bin, was die Sache für mich wiederum nicht einfacher macht. Meine (innere) Stimme sagt mir, dass ich auch beim dritten und vierten Anruf standhaft bleiben muss. Ist die Artikulation schon wach? Wie soll ich auf die Fragen reagieren? „Wo warst du denn um acht? Und um viertel nach Acht? Und um halb Neun?...“ Irgendwie fühl ich mich noch nicht danach. Und dann wieder die Frage: „Bist du erkältet? Hast so eine heisere Stimme? Hast wieder zu kalt getrunken (Fragezeichen oder eher Ausrufezeichen!)!.... Junge, sollst doch nicht zu kalt trinken“. Mein Kopf nähert sich unaufhaltsam der Explosion. Moment mal, waren da nicht noch irgendwo die Aspirin- Kopfschmerztabletten, die der Feige oder der Hansen beim letzten Mal vergessen haben, Bekämpfer des Unrechts, Beschützer des Himmels und der Erde. Meinem Magen geht’s auch nicht viel besser, aber es musste um halb vier ja noch ein Döner sein: „Mitt alles“ schallt es retrospektiv in meinem Hirn. „Klar Achmed, mitt alles“, höre ich mich ein weiteres Mal sagen. “Bisschen Schaaaf?“…. ja bitte. Das Telefon klingelt schon wieder. Mittlerweile 8.45 – müsste der vierte Anruf sein. Ich glaub beim nächsten Mal bin ich dann bereit abzunehmen, um endlos lange 7 Minuten auf Glückwünsche und Fragen zu reagieren. Aber noch habt ihr mich nicht. Dreh mich noch mal um und versuch erst noch mal einzuschlafen. Wenigstens 10 Minuten bis zum nächsten Anruf schlummern. Ich erinnere mich, dass meine Mutter mir gestern mit dem Rat zur Seite stand, ich solle doch das Telefon rausziehen, Oma und Opa würden ja schließlich um 8 anrufen. Aber was wird dann aus dem Sicherheitsgedanken. Was ist, wenn mal was passiert, aber ich geh ja eh nicht ran.
Ich schrecke auf. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass seit meinem letzten Blick auf sie genau 7 Minuten vergangen sind. 9.00 Uhr. Das Telefon klingelt schon wieder. Die Kapitulation. Wenn ich den Rest des Tages nicht komplett darlegen will, was ich zu jeder vollen Viertel- Stunde gemacht habe, sollte ich jetzt rangehen. Ein kurzer aber intensiver Räusper verrät mir, dass ich es schaffen werde, knapp 10 Sekunden normal und nicht heiser zu sprechen. „Hallo?“, höre ich mich sagen. „Ja hier ist dein Opa“ (ach ne – hab ja schon Alpträume davon). „Alles Gute zum Geburtstag, vor allem Gesundheit……wo warst du denn? Ich hab schon „zweimal“ versucht dich zu erreichen“. Zweimal? Entweder hat mein Hirn aus dem Telefonzeichen ein perpetuum mobile gemacht, oder er lügt, oder hats einfach nur vergessen. „Ne ich war beim Bäcker und hab geduscht. Ach, haste echt schon versucht? Ja irgendwie komisch, hätte ich doch hören müssen (beim Bäcker).“ Und genau hier reißt meine Stimme. Sie wird nun untermalt von einem rauen Krächzen, welches selbst die Sänger diverser Hardcore- Bands erblassen lassen würde. „Bist du immer noch erkältet?“ Merkwürdigerweise hab ich die Frage in letzter Zeit schon mal gehört, denn irgendwie ruft er immer „am Tag danach“ an. „Ja muss am Wetter liegen. Aber is auch nur son bisschen Heiserkeit. Bin nicht krank“. „Hast wohl zu kalt getrunken (Interpunktion siehe oben), sollste doch nich machen. Ach ja, die Oma will dich auch noch mal sprechen.“ Sprechen? Wieso, is was passiert? „Hallo Stefan, hier ist deine Oma (Danke für den Hinweis, bin heute noch nicht so schnell mit der Auffassungsgabe). Alles Gute zum Geburtstag, vor allem Gesundheit……wo warst du denn? Hast du schon was gefrühstückt?“… „Ja hab ich, aber nur ein Brot“ Mist, mein Lügenkonstrukt bzw. Notlügenkonstrukt gerät durch den postulierten Bäckerbesuch und das Frühstücksbrot ins schwanken. Hab ich gesacht, dass ich Brötchen gekauft hab? Neee. „Bist du immer noch erkältet?“ Will grade „Frag Opa“ sagen besinne mich rechtzeitig auf die Reproduktion der bereits getätigten Aussagen. „Hast wohl zu kalt getrunken, sollste doch nich machen“. Mein Kopf meldet sich erneut recht unsanft. Trink erstmal zwei Aspirin. Noch ein paar Minuten und der Schmerz lässt nach. Der Mensch ist ein Lehrling, der Schmerz ist sein Meister, und keiner kennt sich, eh er nicht leidet, entsinne ich mich an ein Zitat Harald Schmidts. „Hallo??“ - Der Ton im Telefon sagt mir, dass das Gespräch beendet worden ist. Hab ich irgendwie verpasst. Na ja, die erste Prüfung des neuen Lebensjahres mit Bravour gelöst würd ich sagen. Fürs nächste Jahr muss ich mal mehr üben.
Mist, die kurze aber intensive Konzentrationszeit hat meinen Kreislauf in Gang gesetzt. Werd dann wohl mal duschen, zum Bäcker gehen und ein Brot essen. Dann muss ich mich nicht mehr für meine Lügen schämen, weil ich dann ja nur zeitversetzt gelogen habe und gewissermaßen meiner Zeit voraus war. Will ja nur in der Parallelwelt als Lügner dastehen. Aber was meinte mein Opa mit der Frage: „Haben die Anderen schon angerufen?“ Die versteckte Botschaft hab ich nicht ganz verstanden, wie auch um die Uhrzeit.
Die folgenden Aktivitäten meiner Großeltern sind leicht absehbar. Keine 15 Minuten später wird wieder angerufen und so wiederholt sich der Rhythmus totalitärer Kontrolle. „Wo ist er denn? Er geht nicht ran. Aber er hat doch gestern gesagt, dass er da ist“ höre ich meinen Opa sagen (Erklärung: Gestern (Mittwoch) rief mich mein Opa an und stellte mir die Frage, wo er mich denn heute früh erreichen könne.) Sein nächster Anruf gilt meiner Mutter, um sie zu fragen, wo ich denn nun bin. Gut, beim letzten Mal als mein Opa in seinen Geburtstag hineinfeierte, war ich bestimmt noch gar nicht geboren. Aber die Zeiten ändern sich, auch wenn man es nicht merkt.
„W., ruf die Polizei“ vermute ich meine Oma sagen. Meine Mutter sagt natürlich, dass sie nicht weiß wo ich bin, was die Sache für mich wiederum nicht einfacher macht. Meine (innere) Stimme sagt mir, dass ich auch beim dritten und vierten Anruf standhaft bleiben muss. Ist die Artikulation schon wach? Wie soll ich auf die Fragen reagieren? „Wo warst du denn um acht? Und um viertel nach Acht? Und um halb Neun?...“ Irgendwie fühl ich mich noch nicht danach. Und dann wieder die Frage: „Bist du erkältet? Hast so eine heisere Stimme? Hast wieder zu kalt getrunken (Fragezeichen oder eher Ausrufezeichen!)!.... Junge, sollst doch nicht zu kalt trinken“. Mein Kopf nähert sich unaufhaltsam der Explosion. Moment mal, waren da nicht noch irgendwo die Aspirin- Kopfschmerztabletten, die der Feige oder der Hansen beim letzten Mal vergessen haben, Bekämpfer des Unrechts, Beschützer des Himmels und der Erde. Meinem Magen geht’s auch nicht viel besser, aber es musste um halb vier ja noch ein Döner sein: „Mitt alles“ schallt es retrospektiv in meinem Hirn. „Klar Achmed, mitt alles“, höre ich mich ein weiteres Mal sagen. “Bisschen Schaaaf?“…. ja bitte. Das Telefon klingelt schon wieder. Mittlerweile 8.45 – müsste der vierte Anruf sein. Ich glaub beim nächsten Mal bin ich dann bereit abzunehmen, um endlos lange 7 Minuten auf Glückwünsche und Fragen zu reagieren. Aber noch habt ihr mich nicht. Dreh mich noch mal um und versuch erst noch mal einzuschlafen. Wenigstens 10 Minuten bis zum nächsten Anruf schlummern. Ich erinnere mich, dass meine Mutter mir gestern mit dem Rat zur Seite stand, ich solle doch das Telefon rausziehen, Oma und Opa würden ja schließlich um 8 anrufen. Aber was wird dann aus dem Sicherheitsgedanken. Was ist, wenn mal was passiert, aber ich geh ja eh nicht ran.
Ich schrecke auf. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass seit meinem letzten Blick auf sie genau 7 Minuten vergangen sind. 9.00 Uhr. Das Telefon klingelt schon wieder. Die Kapitulation. Wenn ich den Rest des Tages nicht komplett darlegen will, was ich zu jeder vollen Viertel- Stunde gemacht habe, sollte ich jetzt rangehen. Ein kurzer aber intensiver Räusper verrät mir, dass ich es schaffen werde, knapp 10 Sekunden normal und nicht heiser zu sprechen. „Hallo?“, höre ich mich sagen. „Ja hier ist dein Opa“ (ach ne – hab ja schon Alpträume davon). „Alles Gute zum Geburtstag, vor allem Gesundheit……wo warst du denn? Ich hab schon „zweimal“ versucht dich zu erreichen“. Zweimal? Entweder hat mein Hirn aus dem Telefonzeichen ein perpetuum mobile gemacht, oder er lügt, oder hats einfach nur vergessen. „Ne ich war beim Bäcker und hab geduscht. Ach, haste echt schon versucht? Ja irgendwie komisch, hätte ich doch hören müssen (beim Bäcker).“ Und genau hier reißt meine Stimme. Sie wird nun untermalt von einem rauen Krächzen, welches selbst die Sänger diverser Hardcore- Bands erblassen lassen würde. „Bist du immer noch erkältet?“ Merkwürdigerweise hab ich die Frage in letzter Zeit schon mal gehört, denn irgendwie ruft er immer „am Tag danach“ an. „Ja muss am Wetter liegen. Aber is auch nur son bisschen Heiserkeit. Bin nicht krank“. „Hast wohl zu kalt getrunken (Interpunktion siehe oben), sollste doch nich machen. Ach ja, die Oma will dich auch noch mal sprechen.“ Sprechen? Wieso, is was passiert? „Hallo Stefan, hier ist deine Oma (Danke für den Hinweis, bin heute noch nicht so schnell mit der Auffassungsgabe). Alles Gute zum Geburtstag, vor allem Gesundheit……wo warst du denn? Hast du schon was gefrühstückt?“… „Ja hab ich, aber nur ein Brot“ Mist, mein Lügenkonstrukt bzw. Notlügenkonstrukt gerät durch den postulierten Bäckerbesuch und das Frühstücksbrot ins schwanken. Hab ich gesacht, dass ich Brötchen gekauft hab? Neee. „Bist du immer noch erkältet?“ Will grade „Frag Opa“ sagen besinne mich rechtzeitig auf die Reproduktion der bereits getätigten Aussagen. „Hast wohl zu kalt getrunken, sollste doch nich machen“. Mein Kopf meldet sich erneut recht unsanft. Trink erstmal zwei Aspirin. Noch ein paar Minuten und der Schmerz lässt nach. Der Mensch ist ein Lehrling, der Schmerz ist sein Meister, und keiner kennt sich, eh er nicht leidet, entsinne ich mich an ein Zitat Harald Schmidts. „Hallo??“ - Der Ton im Telefon sagt mir, dass das Gespräch beendet worden ist. Hab ich irgendwie verpasst. Na ja, die erste Prüfung des neuen Lebensjahres mit Bravour gelöst würd ich sagen. Fürs nächste Jahr muss ich mal mehr üben.
Mist, die kurze aber intensive Konzentrationszeit hat meinen Kreislauf in Gang gesetzt. Werd dann wohl mal duschen, zum Bäcker gehen und ein Brot essen. Dann muss ich mich nicht mehr für meine Lügen schämen, weil ich dann ja nur zeitversetzt gelogen habe und gewissermaßen meiner Zeit voraus war. Will ja nur in der Parallelwelt als Lügner dastehen. Aber was meinte mein Opa mit der Frage: „Haben die Anderen schon angerufen?“ Die versteckte Botschaft hab ich nicht ganz verstanden, wie auch um die Uhrzeit.
SIFFO23 - 5. Sep, 19:14