Mittwoch, 31. August 2005

Neueste Notizen aus dem diametralen Leben, oder "Mein philosophischer Putzmarathon"

Mit Erschrecken stell ich fest, dass das Nussela- Glas garnicht gespült war. Daher hier einige Gedanken. Sollteste mal drüber nachdenken Hansen! Der SIFFO

Muss mal wieder aufräumen, die meditative Kraft des Putzens und des Spülens mit dem Geist vereinen, das existenzielle Verlangen der Zivilisation nach Klarheit und Sauberkeit verinnerlichen und zumindest die ober-flächliche Unbeflecktheit gestalten. Auch wenn es an sich nicht „dreckig“ oder „schmutzig“ ist, lassen sich doch diverse Anzeichen erkennen, die nach innerer und äußerer Reinheit verlangen. So ist es vor allem die gemeine Fruchtfliege, im Duden definiert als kleine Fliege, die ihre Eier mit Legeröhren in Teile lebender Pflanzen legt und als Schädling bezeichnet wird, die in einer 1,5- Raumwohnung zum Nachdenken anregt. Wo kommt sie her und wo geht sie hin, aber hauptsächlich: wo kommt sie denn schon wieder her. So selten spült man doch auch nicht und eigentlich auch so oft, dass die Fruchtfliege es nicht als Einladung verstehen kann, sich an verkrusteter Nahrung sesshaft zu machen – das Obst bewahrt man ja schließlich prophylaktisch im Kühlschrank auf. Gut, alleine sein ist auch nicht erstrebenswert und so trinke ich mit den Fruchtfliegen gerne mal ein Gläschen Wein. Kann ja auch nichts dafür, dass sie zu tief ins Glas schauen und Moses irgendwie auch nicht da ist, um den Wein zu teilen und meine Fruchtfliegen vorm ertrinken zu erretten. Morgen sind dann wieder andere da – austauschbar wie der Mensch, nur nicht so groß.
Ein anderer Indikator der oberflächlichen Unsauberkeit ist biologisch bedingt. Gut im Vergleich zu meinem verstorbenen Vater hab ich auch mit Ende zwanzig noch nahezu volles Haar, aber, da mein Haar nicht gebürstet oder gekämmt wird, bleibt wenig in der Bürste und mehr auf dem Boden. In meiner alten Wohnung konnte ich froh sein, dass der Teppich die offensichtlich anhaltende Verabschiedung meines Schopfes verschleiern konnte. Nun bei den Fliesen und dem Laminat der neuen Wohnung ist das nicht ganz so einfach. Drittes Symptom ist schließlich eine gewisse Unordnung im Bezug auf herumliegende Tonträger, Bücher und anderen Utensilien, was am einfachsten zu beheben ist.
Aber auch das Putzen und Spülen ist nicht unbedingt schwer, wenn man emotionslos agieren könnte. Als Mensch der Emotion ist dies allerdings nicht einfach. Philosophische Fragen stellen sich dem engagierten Putz-teufel. Impliziert bereits das Eintreffen des Wassers im Spülbecken den abstrakten Ursprung und das erstrebens-werte Ziel des menschlichen Bestehens. Ist dem Wasser bewusst, wo es herkommt und welchen Weg es als Kon-strukteur der Mutter Natur und Quell allen Daseins gehen wird. Gut, Wasser sucht sich auch bei geringer Fliehkraft seinen Weg, aber kennt es, wenn es als Medium unbefleckt ins Spülbecken oder in den Putzeimer einfließt, sein Schicksal? Weiß es, dass es sich bei der Symbiose mit hoffentlich biologisch abbaubarem Spülmittel um ein finales Aufbrausen handelt und dass die innerliche Reinheit nun endgültig ein Ende hat? Wir wissen es nicht. Gedankenlos verschmutzen wir es mit Fetten, Haaren, Staub und weiteren Relikten einer übersättigten Konsum-gesellschaft. Aber was tritt zuerst den Weg der reinlichen Reformation an? Wie die ehemalige Herbergsmutter (damals 90 Jahre, ihre Tochter war zu diesem Zeitpunkt bereits 30 Jahre Herbergsmutter) der Burg Hessenstein (Nordhessen) mir während meines Zivildienstes täglich erklärte, sind es die Gläser, die aus Gründen eines ver-gleichsweise dezimierten Verschmutzungsgrades zuerst ins saubere Nass herabgelassen werden und nach innerer Schönheit streben. Auch das Glas mit den Fruchtfliegen abwaschen? Als Leichenschänder die Totenruhe auf dem Friedhof der Kuscheltiere zerstören? Ist die Zeit der Trauer schon vorbei? Muss wieder neuen Wein kaufen und die alten Flaschen entsorgen, sollte mal auf Tetrapacks zurückgreifen! Nur Vorsicht beim Abwaschen der Gläser! Wie oft zerbarst solch ein Glas und führte derweil zu einer leichten Rotverfärbung des Wassers, da sich die Scherben hartnäckig unter den Fingernagel verkeilten? Wir wissen es nicht. Harald Schmidt weist in einer Fokus- Kolumne aus dem Jahre 1998 – meine Inspiration über die Kraft des Spülens zu schreiben – darauf hin, dass in solchen Fällen eine Gummispülmatte zu empfehlen sei, die das Auftreffen des Glases auf dem metallisch- harten Spülbeckenboden abfedern könnte Aber habe ich das Alter der Generation Gummispülmatte bereits erreicht? Weiter beim Abwasch: Es folgen Becher, Teller, Besteck, Töpfe und Pfannen dem Pfad der Gerechten. Der Spülschwamm der mit zwei Oberflächen zur Bekämpfung unterschiedlich hartnäckiger Schmutzkategorien ausgestattet ist, hat seine besten Zeiten hinter sich aber man vergisst es gerne, ihn bei Gelegenheit gegen ein neueres Exemplar auszutauschen – man hatte sich ja auch grade an den Alten gewöhnt und ihn dann einfach wegschmeißen ohne großes Verabschieden braucht schon seine Zeit, er gehört ja schließlich beinahe zur Familie.
Aber welchen Weg geht das Wasser, wird der Stöpsel gezogen. Schämt es sich, so schmutzig auf seine Freunde zu treffen? So viele Ungewissheiten machen das Spülen und Putzen nicht gerade einfach! Und das als Mensch, dem der Sicherheitsgedanke so wichtig ist. Versucht es doch einfach selbst, habt Teil an meinem Marathon und lasst die namenlos surrende Spülmaschine japanischen Fabrikats aus. Denn erst das „Von- Hand- Spülen“ führt zu innerer Ausgeglichenheit und äußerer Sauberkeit. Wascht ab (in gewissen Regionen Deutschlands heißt das natürlich anders, da spült man etwa „auf“) und begleitet das Wasser bei seiner Illumination. Geht die Symbiose ein mit dem Bestandteil allen Lebens und seid oder besser: werdet…. aber alles hinterher mit klarem Wasser abspülen. Beim nächsten mal Putz ich dann auch.
null
it's not that it's my fault...it's just my style!

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